Bodendenkmalpflege

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Bodendenkmäler in der Gemeinde Herscheid *1998

von Hans Röcken, Herscheid
Die Denkmäler und Bodenfunde der Vor- und Frühgeschichte sind die einzigen Zeugen einer Zeit, der die schriftliche
Überlieferung beinahe oder gänzlich fehlt. Sie sind in der Hand des Fachmannes aussagekräftige » Geschichtsurkunden ».
Sichtbare Denkmäler in der Landschaft sind: Höhlen und Felsdächer, Grabhügel, Ringwälle, alte Straßen,
Schlackenhalden, Meilerplätze, Landwehren, Steinbrüche, Spuren des Bergbaus in Form von Pingen, Schächten und
Stollen, aufgelassene Eisenbahntrassen.
Verborgene Denkmäler im Boden sind: Flachgräber, Wohnplätze, Wüstungen, verborgene Schätze, Weihegaben,
Wasserleitungen. Denkmäler und Bodenfunde sind Urkunden aus dem Leben unserer Vorfahren und geben Auskunft über:
den Menschen als Einzelpersönlichkeit, Bekleidung und Ausrüstung, Bestattungsformen, die Geisterwelt der Vorzeit,
Handwerk, Handel, Technik, Häuser aus Holz oder Stein, Verteidigungsanlagen.

Gefährdung:

Eine Gefährdung der Denkmäler und Bodenfunde ist insbesondere durch die Landwirtschaft, den Aus- und Neubau von
Straßen, den Hausbau, bei Forstarbeiten und bei der Bodenentnahme zu erwarten. Trotz des großen Interesses an unserer
Geschichte setzt sich eine gewisse Schatzgräbermentalität aus den Anfängen der Archäologie fort. Heute sind
Metallsuchgeräte im Einsatz, der angerichtete Schaden ist vielerorts unermeßlich.

Gesetzliche Grundlagen:

Die gesetzlichen Grundlagen zur Sammlung von Alterthümern geht auf das Jahr 1820 zurück. Ich zitiere aus dem
Amtsblatt1 vom 21.10.1820: »Zufolge höherer Anordnung sollen in den rheinisch=westfälischen Provinzen die
Alterthümer aus der altdeutschen und römischen Zeit soviel als möglich gesammelt, vor Zerstörung und Zersplitterung
gesichert, und den Provinzen, für welche sie besonderen Werth und Bedeutung haben, erhalten werden«.
Heute regelt das »Gesetz zum Schutz und zur Pflege der Denkmäler im Lande Nordrhein-Westfalen2« mit
43 Paragraphen alle Fragen von Pflege und Schutz.

Bei den Gegebenheiten im märkischen Sauerland mit seinem ungünstigem Klima und seinen mageren Böden wird man
nicht mit einer Vielzahl von Denkmälern rechnen müssen. Trotzdem lassen die bisher gemachten Funde die Aussage zu,
daß unsere Heimat seit ca. 80 000 Jahren dauerhaft von Menschen besiedelt war.

Meine Ausführungen wollen die Vielfalt unseres Denkmälerbestandes aufzeigen. Dabei kann ich nur exemplarisch die
einzelnen Denkmälerarten vorstellen. Andererseits soll das Interesse an der Denkmalpflege geweckt werden. Wir haben
in der Vergangenheit viele Fehler gemacht und in Zeiten leerer Kassen scheint selbst der gesetzliche Auftrag »Denkmalpflege«
in den Hintergrund zu treten.

Beginnen möchte ich in zeitlicher Abfolge, also mit den ältesten Zeugnissen.

Altsteinzeit

Die ältesten Spuren von Menschen in unserer Gegend stammen aus der letzten großen Warmzeit - dem Riß-Würm-Interglazial-
vor ca. 80 000 Jahren3. Es sind Neandertaler. In den Höhlen des Kalkgebirges des Sauerlandes sind Dank der guten Erhaltungsbedingungen viele Hinterlassenschaften bewahrt worden. So ist uns über Knochenreste das ganze Spektrum der damaligen Tierwelt bekannt. Großtiere wie Mammut, Wollnashorn, Höhlenbär, Wildpferd und Ren waren die bevorzugten Beutetiere. Da die Menschen Jäger und Sammler waren, bestimmte natürlich der Fischfang, das Sammeln von Vogeleiern, Kleintieren und Früchten den Tagesablauf.
Die Jagdbeute wurde mit Hilfe von Steingeräten zerlegt. Knochen wurden zerschlagen um an das Mark zu gelangen. Die Felle wurden mit Steinschabern vom Fett befreit. Neben den Steingeräten wurden alle in der Natur vorkommenden Stoffe wie Holz, Bast, Tiersehnen und- knochen als Hilfmittel und Werkzeuge benutzt.
Die Steinwerkzeuge wurden aus Feuerstein, der leicht spaltbar und scharf wie Glas ist, hergestellt. Im westfälischen Bergland wo Feuerstein nicht natürlich vorkommt, haben die Menschen den hier anstehenden grünen und schwarzen Kieselschiefer zur Geräteherstellung benutzt. Kieselschiefer besitzt ähnliche Eigenschaften wie Feuerstein. Aber auch andere Gesteinsarten wie Grauwacke und Quarzit sind belegt.
Die Balver Höhle ist der bekannteste Fundort in unserer Nähe. Hier sind Funde der wichtigsten Kulturen aus der Mittel- und Jungaltsteinzeit nachgewiesen worden.
Auch in nächster Nähe zu Herscheid, nämlich in der Oestertalhöhle, sind bei Erschließungsarbeiten in den Jahren 1934/39 Artefakte gefunden worden. Ein aus Grauwacke gefertigtes Keilmesser42 konnte später der mittleren Altsteinzeit zugeordnet werden. Bei der damals üblichen Unart, den fetten Höhlenlehm zur Düngung auf die benachbarten Felder zur bringen, sind mit Sicherheit viele der Artefakte übersehen worden. Eine geregelte Ausgrabung hätte sicher mehr Aufschluß über die Menschen gebracht, die die Höhle als Zuflucht oder Wohnung benutzt haben. Man darf mit Sicherheit annehmen, daß die damaligen Bewohner der Höhle bei ihren Jagdzügen auch unser Gebiet betreten haben.

Mittelsteinzeit

Nach der Eiszeit, etwa 10 000 Jahre vor heute, vollzog sich der endgültige Wandel zum wärmeren Klima. Die bis dahin baumlose Tundra wurde von Birke und Kiefer besiedelt. Dann folgte eine Periode in der sich Kiefer und Hasel durchsetzten bis sich schließlich Eichenmischwälder (Eiche, Linde, Ulme) über Mittel- und Nordeuropa ausbreiteten. In dieser Urlandschaft mit fischreichen Flüssen und Seen und den wildreichen Wäldern konnten sich die Menschen vermehrt der Jagd auf Standwild (Ur, Hirsch, Reh, Bieber, Schwein) zuwenden. Während die Männer und Jünglinge jagten sammelten die Frauen und Kinder alles Eßbare wie Früchte, Kräuter, Wurzeln, Klein- und Kriechgetier, Eier, Jungvögel usw. In der Haselzeit waren die Haselnüsse eine begehrte und in großen Mengen verfügbare Nahrung. Man lebte von der Hand in den Mund Die große Anzahl von Fundplätzen macht deutlich, daß die Anzahl an Menschen zugenommen hat.

Däumer5 konstatiert, daß unser Gebiet wegen des unwirtlichen und rauhen Klimas die Menschen der Vorzeit weniger angezogen hat.

M. Sönnecken6 hat 1968 einen ersten Rastplatz bei Hohl gefunden. Vom Verfasser wurde 1989 ein weiterer Rastplatz mit bisher 19 Artefakten, beim Herfeler Kopf gefunden. Dieser Rastplatz ist mit ca. 495m Höhe der höchstgelegene Fundplatz im Märkischen Kreis. Durch F.Verse wurden in den letzten Jahren auf dem Gebiet der Stadt Plettenberg ebenfalls neue Fundplätze gefunden. Wenn man die aktuelle Fundsituation betrachtet, kann lediglich eine Forschungslücke konstatiert werden.

Die Steinwerkzeuge der mittleren Steinzeit sind durch Kleinstwerkzeuge, die sogenannten Mikrolithen, geprägt. Dieser Wechsel in der Typologie der Werkzeuge ist nur erklärbar wenn man den Klima- und Landschaftswandel in Betracht zieht. Auch die nachgewiesene Jagd mit Pfeil und Bogen erfordert weniger Großgeräte.

Da wegen der geringen Größe der Steinwerkzeuge nur auf gepflügten Flächen eine Fundbeobachtung Erfolg verspricht, ist in unserer Gemeinde mit seinen vielen Wäldern und Grünflächen der Sucherfolg von vornherein begrenzt.

Jungsteinzeit

Mesolithische Jäger- und Sammlergruppen jagten ihr Wild in unserem Raum bis etwa 5 500 vor heute. In dieser Zeit dürfte es dann zu Kontakten mit Menschen gekommen sein, die, aus dem Süden vordringend, eine vollkommen neue Lebensweise entwickelt hatten. Es waren Viehalter und Ackerbauern, deren Vorfahren schon einige Jahrtausende früher von der aneignenden zur produzierenden Lebensweise übergegangen waren. Es ist dies die größte aller wirtschaftlichen und kulturellen Umwälzungen in der älteren Geschichte der Menschheit. Auch in unserer Gegend begann das Zeitalter des Neolithikums.

Die Forschung glaubt den Ausgangspunkt dieser Entwicklung in Mesopotamien lokalisiert zu haben, obwohl auch eine getrennte Entstehung diskutiert wird. Der Mensch wurde seßhaft und lebte nun in Sippen- oder Dorfgemeinschaften. Der Getreideanbau erlaubte eine Vorratswirtschaft. Der Mensch nutzte Ton um daraus haltbare Gefäße zur Aufbewahrung und zum Kochen herzustellen. Es wurden Häuser aus Holz unter Verwendung von Lehm gebaut. Die Siedlungen waren von Gräben und Hecken zur Abwehr von Wildtieren und Feinden umgeben. Weitere Innovationen setzten sich durch. In der Steinbearbeitung erfand man Schliff und Bohrung (bei Felsgestein). Neben Feuerstein und Kieselschiefer kamen nun auch zähe Felsgesteine zum Einsatz, um aus ihnen Beile, Äxte, Keile und Käulen, insbesondere für das Fällen und Herrichten von Bäumen zu Bauholz, herzustellen.

Die älteste Bauernkultur wird nach der bandförmigen Zier ihrer Tongefäße als Bandkeramik bezeichnet. Da eine enge Bindung an Lößböden gesichert ist, wird unsere engere Heimat nicht von den Bandkeramikern besiedelt worden sein. Die bisher im ehemaligen Kreis Lüdenscheid gefundenen geschliffenen Steinbeile7 lassen sich den folgenden jungsteinzeitlichen Kulturen zuorden: Trichterbecher-, Rössener-, Michelsberger-, Glockenbecher- und hauptsächlich dem Schnurkeramischen Kulturkreis. Die Schurkeramik erhielt ihren Namen von den horizontalen Verzierungen, der in den weichen Ton eingedrückten Schnüre, bei der Gefäßherstellung. Ein weiteres und zwar ausschlagebendes Kennzeichen für diese Kultur sind Einzelgräber in und unter Erdhügeln, in denen die Toten, zumeist in seitlicher Hocklage, bestattet waren. Neben der Schnurkeramik wurden als Grabbeigaben durchborte Streitäxte gefunden weshalb man auch von der Streitaxt-Kultur spricht. Es ist möglich, daß der am Gers-Berg bei Neuenrade gefundene Grabhügel dieser Kultur entstammt.

Das Fehlen von Funden aus dieser Epoche auf Herscheider Gebiet ist sicher nur eine Forschungslücke.

Bronzezeit

Die letzte Phase der Jungsteinzeit geht in die Bronzezeit über, wobei Stein-, Kupfer- und Bronzegeräte nebeneinander benutzt werden. Hier wird z.Bsp in Dänemark die hohe Kunst der Steinbearbeitung in den Meisterwerken der Steinschläger, den Feuersteindolchen sichtbar. Auch die Bestattung unter Grabhügeln setzt sich in die Bronzezeit fort. Viele Steingeräte tragen imitierte Gußnähte, was deutlich macht, daß man mit Metallwerkzeugen in Kontakt gekommen ist. Da Metall sehr wertvollwar, wird man notgedrungen auf Stein als Ausgangsmaterial zurückgegriffen haben.

Eines der wenigen bisher gefundenen Zeugnisse der Bronzezeit wurde 1936 auf der Nordhelle im Ebbe gefunden. Es handelt sich um ein Absatzbeil. Ein noch geschäftetes Beil ist im Guldhöj bei Vamdrup/DK gefunden worden. Der Stiel aus Eschenholz hatte eine Länge von 66 cm.

Eisenzeit

Lange Zeit schien es so, daß die Eisenzeit keine Spuren in unserer Gegend hinterlassen hat. Es ist auch hier Dr. Sönnecken zu verdanken, der bei systematischen Geländeuntersuchungen zwischen Garbeck und Küntrop auf den Hönneterassen eine dichte Besiedelung der vorrömischen Eisenzeit des 3. bis 1. vorchristlichen Jahrhunderts nachweisen konnte. Er fand Keramik, Spinnwirtel, Fibeln (Gewandschnallen), Waffen und Schmuck. Er konnte Bauernhöfe lokalisieren die im Abstand von 500-800m einen Siedlungsraum bilden. Auf dem Gebiet der Stadt Berleburg im Rothaargebirge fand H.G.Radenbach8 ab 1975, in einer Höhe von 500m, Siedlungsspuren der vorrömischen Eisenzeit. In einem bis dahin scheinbar fundleeren Raum. Bis 1982 ist die Zahl der Fundplätze9 bis auf 160 in den Gemeinden Bad Berleburg und Erndtebrück, Kreis Siegen angewachsen.

Hierin zeigt sich meines Erachtens deutlich, das oftmals, sind ersteinmal Fundplätze gefunden worden, weitere Fundplätze aufgrund topografischer Analogien gefunden werden können.

Für Herscheid sind bisher keine Funde bekannt geworden.

Römerzeit

Dies gilt ebenfall für die Römerzeit. Die Römer werden bestenfalls unser Gebiet auf dem Weg von Köln zu den Lagern Oberaden, Stadt Bergkamen, Kreis Unna oder Haltern, Kreis Recklinghausen durchquert haben. Funde einzelner Münzen könnten ein Indiz dafür sein.

Rennfeuerverhüttung

Zu diesem Thema zitiere ich aus der Einleitung der Promotionsschrift von Manfred Sönnecken10

Zum besseren Verständnis der technischen Problematik seien einige Erläuterungen zur Rennfeuerverhüttung vorausgeschickt. In der Geschichte des Eisens versteht man unter dem Begriff die primitivste Form und älteste Periode eisengewerblichen Schaffens. Im direkten Verfahren wurde in erzreichen Waldgebieten Schmiedeeisen erzeugt. Die Schmelzapparate nannte man Rennfeuer nach dem Wort »Rennen« oder »Zerrennen« = Rinnenlassen oder Schmelzen. Im Gegensatz zu den Hof-, Burg- oder Stadtschmieden hießen die Rennfeuerhütten auch Waldschmieden, da sie im Walde lagen. Bei uns sind noch die Bezeichnungen »Iserschmitte«, sowie »Hand- oder Trethütte« überliefert. Die letzte Bezeichnung ist besonders treffend, da die Rennfeuer mit einem durch Menschenkraft betriebenen Gebläse arbeiteten. Mit der Indienststellung der Wasserkraft im Eisenhüttenwesen ging man von der direkten zur indirekten Eisenerzeugung über. In den 3-4 m hohen Massenöfen mit mechanischen Wasserradgebläsen fiel neben Schmiedeeisen eine Menge flüssiges Roheisen an, das man im Frischprozeß in schmiedbares Eisen umwandeln mußte. Der Übergang von den Rennfeuerhütten zu den Massenhütten vollzog sich wahrscheinlich im 13.-14. Jh. Der älteste bekannte urkundliche Nachweis einer Massenhütte im Raum des rechtsrheinischen Schiefergebirges stammt aus dem Siegerland vom Jahre 1311.

Auf dem Gebiet der Gemeinde Herscheid fand M.Sönnecken 7 Rennfeuerhalden die aufgrund von vergleichbaren, durch Keramik und der Radiokarbon-Methode (C14-Daten)11 datierten Halden, ins 10./ 11.-13.Jh gestellt wurden.

Die beiden besterhaltenen Halden liegen zwischen Nordhelle und Rehberg an der Erlmecke. Halden und Ofenstandorte sind ungestört. In der Nähe liegen Pingen.

Alte Straßen

Immmer wieder trifft man im Gelände auf Hohlwege oder gar Hohlwegbündel. Schwieriges, feuchtes Gelände mußte mit Kutschen befahren werden. Mit der Zeit gruben sich die Räder immer tiefer ein und vertieften die Wege nach und nach. Der Regen tat dann ein übriges die Situation zu verschlimmen. Bei Schnee wurde der Hohlweg zugeweht. Dies führte dann dazu, daß an einer passenden Stelle der Weg verlassen wurde um eine neue Trassenführung auf höher gelegenem Terrain zu finden. Meist lag die neue Trasse parallel zur alten. Hier wiederholte sich der Vorgang, sodaß bald ein ganzes Bündel von Hohlwegen geschaffen war. Man kann sich andererseits vorstellen wie lange es dauert einen Weg um 2 m ins Gelände einzutiefen. Im Kähler ist ein schönes Beispiel zu sehen.

Landwehren

Am Weg von Wellin nach Grimminghausen in Nähe der Gemeindegrenze zwischen Herscheid und Plettenberg liegt ein Wall als Wegesperre. Ein Eintrag im alten Herscheider Flurbuch von 1716 »Land und Hage vor dem Bohm« und« Land und Hage achter dem Bohm« macht deutlich, daß hier ein Schlagbaum gewesen ist. Die Sicherung der Wege geht nach Angabe von Däumer12 auf den Grafen Engelbert III (1347-1391) zurück. 1358 war Engelbert III Landmarschall von Westfalen geworden und hatte als solcher für die Sicherheit der Straßen zu sorgen. Er hielt sich mit Vorliebe in unserer Gegend auf um zur Jagd zu gehen.

Steinbrüche

An der L 696 von Herscheid nach Neuemühle liegt zwischen Vorm Bruch und Neuemühle ein großer Steinbruch rechts der Straße. Die Höhe wird in der Deutschen Grundkarte mit 31m angegeben. Wenn, wie im Falle dieses Basaltsteinbruches, sogar die Verwendung der gebrochenen Steine überliefert ist, kommen wir dem Ziel, die Denkmale zum Reden zu bringen, sehr nahe. Die Steine wurden beim Bau der Fürwiggetalsperre genutzt.

Aufgelassene Eisenbahn

Erste Bemühungen um den Bau einer Bahnverbindung Plettenberg- Herscheid datieren in das Jahr 1880.

Es dauerte nach vielem Hin und Her13 schließlich noch 35 Jahre bis am 8.Juli 1915 der erste Zug von Plettenberg in Herscheid eintraf. Am 24.September 1965 wird die Personenbeförderung durch die Bundesbahn eingestellt.Von Herscheid bis Hüinghausen wurden die Gleise abgebaut.Heute fährt eine Museumseisenbahn von Hüinghausen bis Plettenberg-Holthausen auf der alten Trasse.

Die größten Geldmittel beim Anlegen der Eisenbahnstrecke mußten für den Bau der Viadukte zur Überquerung der Seitentäler, sowie für den Rammbergtunnel aufgewendet werden. Die Zufahrten zum Tunnel und der Tunnel selbst sind typische Elemente des Eisenbahnbaues in hügeligem Gelände, wie dem Sauerland .

Bergbau

Die Metallverarbeitung hat im heimischen Bereich eine wichtige Rolle bei der Industrialisierung gespielt. Man kann sicher eine kontinuierliche Suche nach Erz und deren Ausbeutung, zuerst in Rennfeuerhütten und danach in Massenöfen, konstatieren. Infolge der rasanten Industrialisierung ist aus anfänglicher Nebenerwerbstätigkeit ein Haupterwerb in Montanberufen geworden. In der Zeit von 1850 bis 1885 erlebte besonders der Bergbau eine Blütezeit, bis dann die Lagerstätten nicht mehr konkurenzfähig waren, da insbesondere die Wasserhaltung bei größeren Schachttiefen große Probleme bereitete.

Da noch an anderer Stelle des Heftes über den Bergbau berichtet wird, soll hier ein markanter Tagebau vorgestellt werden. Es handelt sich um die Schwefelkiesgrube »Georg«. In Schichten des Herscheider Schiefers14 war ein 3-4 Zoll starkes Vorkommen eines derben Schwefelkieses eingelagert. Das Vorkommen ist nur oberflächlich aufgeschlossen worden15. Im Jahre 1920 zeigte der Fabrikant Pickard aus Werdohl noch Interesse an dieser Grube16 . Geschürft wurde zwar nicht mehr, die Grubenrechte wurden 1952 noch von Herrn Pickard sen. gewahrt17.

* Veröffentlicht im Buch zum Kreisheimattag Herscheid 1998 zum Thema Landeskunde Seite 18-25


1Amts=Blatt der Königlichen Regierung zu Arnsberg, Stück 43, S.565-567, Arnsberg 1820
2Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Nordrhein-Westfalen, 34.Jahrgang, Nr.22, Düsseldorf 1980
3Einführung in die Vor- und Frühgeschichte Westfalens, Heft 1, Steinzeit und Ältere Bronzezeit, Münster Westfalen 1971
4Einführung in die Vor- und Frühgeschichte Westfalens, Heft 6, Alt- und mittelsteinzeitliche Fundplätze in Westfaen, Teil 2, S.90 u. 93, Münster Westfalen 1986
5Däumer, Wilhelm, Die Geschichte der Gemeinde Herscheid, Verlag Süderländer Tageblatt, Plettenberg 1958
6Sönnecken, Manfred, Funde aus der Mittel-Steinzeit im Märkischen Sauerland, Veröffentlichungen des Heimatbundes Märkischer Kreis, Altena 1985
7Heimatkroniken der Städte und Kreise des Bundesgebietes, Band 39, Heimatkronik des Kreises Lüdenscheid, Köln 1971
8Westfälisches Museum für Archäologie, Amt für Bodendenkmalspflege und Altertumskommission für Westfalen, Neujahrsgruß 1977, S.17, Münster
9Neujahrsgruß 1982, S.31-32
10Landeskundliche Karten und Hefte der Geographischen Kommission für Westfalen, Reihe Siedlung und Landschaft in Westfalen, Die mittelalterliche Rennfeuerverhüttung im märkischen Sauerland, Münster 1971
11Maier, Franz Georg, Neue Wege in die alte Welt, Hamburg 1977, S. 283-291
12Däumer, Wilhelm, Geschichte der Gemeinde Herscheid, S.168
13Däumer, Wilhelm, Die Geschichte der Gemeinde Herscheid, S. 172-175
14Geologische Karte
15Grundbuchamt Plettenberg »Grube Georg« gemuthet am 9.Juni 1867
16Bertram, Fritz jr., Bergbau im Bereich des Kreises Altena, Plettenberg 1953/54 (Dissertation nicht angenommen)
17Persönliche Mitteilung von Herrn Pickard an Fritz Bertram vom 11.9.1952