Mittelalter

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Brennofen in Herfel
Nachdem Willi Binczyk, Lüdenscheid im Mai 1998 bei einem Besuch bei Bernhard Kellermann rotgebrannte und teilweise geschmolze Basaltsteine auf einer Erdhalde bei dessen Neubau fand, bat er mich hinzu. Wir konnten schnell den ursprünglichen Ort, von dem diese Basaltsteine stammten, ausfindig machen. Ich unterrichtete Herrn Dr. Laumann MfA, Olpe, von unserem Fund und erhielt die Erlaubnis eine Grabung zu beginnen. Vorsichtig legten wir die Steine frei und waren insbesondere über die rotverziegelte Erdschicht um den eigentlichen Ofen erstaunt. Die Steine waren in den gewachsenen Boden gestellt worden. Dieser schiefrige Boden war etwa 25cm von tiefrot bis hellrot (außen) verfärbt. Da mußten schon Temperaturen von über 1 000 Grad geherrscht haben. Nachdem wir den konisch aufgebauten Ofen bis zu einer Tiefe von 75cm ausgeräumt hatten, bat ich Dr. Laumann, sich das Ganze einmal anzusehen. Seine Verblüffung konnte ich angesichts des Befundes leicht erkennen. Das Museum für Archäologie setzte daraufhin die Grabung fort. Ich habe die Grabungsfläche durch eine kleine Tachymeteraufnahme nach GK Koordinaten bestimmt. Dazu habe ich eine Anbindung an das Polygonnetz sowie an die Grundstücksgrenzen gemessen. Die Höhenlage über NN wurde ebenfalls durch Anschlußmessungen zum Höhenfestpunktfeld von mir ermittelt.

Hans Röcken während der Grabung. Im Hintergrund das Wohnhaus Hoffmann, Herfel. Bei diesem Stand der Grabung wurde das Museum für Archäologie über die Fundsituation informiert und setzte die Grabung mit eigenem Personal fort.

Der Brennofen, dessen Funktion leider nicht geklärt werden konnte, wurde mit C14-Daten ins Mittelalter gestellt. Rechts unten ist der Ofenzugang erkennbar.

 

Im Neujahrsgruss 1999 (Jahresbericht für 1998 Westfälisches Museum für Archäologie , Amt für Bodendenkmalpflege , Münster, und Altertumskommission für Westfalen) findet sich ein Farbbild von der fertigen Ausgrabung auf der Titelseite.

Unter den Berichten des Gebietsreferat Arnsberg finden sich auf Seite 56 zwei Bilder und auf Seite 57 folgender Bericht:

Der Heimatverein Herscheid (Herr Röcken, Herr Binczyk) machten uns auf einen Brennofen unbekannter Zeitstellung aufmerksam, der beim Wegebau in Herfel, Gem.Herscheid, Märkischer Kreis, entdeckt wurde (H.Laumann/H.-J.Beck/H.Menne). Eine kleinräumige Untersuchung stellte einen runden in den Hang eingebauten, aus Basaltsteinen aufgeschichteten Ofen mit einem in etwa konischen Brennraum (Basisdm. 1,3m; erhaltene Höhe. 1,2m) fest. Vor der sorgfältig konstruierten Ofenbrust mit einer quadratischen Öffnung lag eine langovale bis in den Weg reichende Arbeitsgrube. Die Vermutung hier einen guterhaltenen Eisenschmelzofen freigelegt zu haben, erfüllte sich indes nicht. Es fanden sich keinerlei Schlacken noch sonstige Materialreste, jedoch zeigten zahlreiche eingeschmolzene Steine sowie ein ringförmig rotgefärbtes Band an der Außenseite des Ofens, daß hier mit hohen Temperaturn gearbeitet wurde, daher ist eine Nutzung als Backofen auszuschließen. Zu welcher Funktion der gut erhaltene Ofen ursprünglich gebaut worden ist, bleibt vorerst im Dunkeln.
Der Heimatverein plant mit Genehmigung des Grundstückseigentümers, Herrn B. Kellermann, den Ofen zu erhalten und eine Schutzhütte zu errichten.

Anmerkung:
Die in der Ofenbrust entnommene Holzkohle wurde mittels C14-Messung auf 1524 +/-72 Jahre bestimmt. Leider konnte die Idee, den Ofen der Allgemeinheit zugänglich zu machen, nicht in die Tat umgesetzt werden. Der Ofen ist mit Sand verfüllt worden. Eine Eintragung des Bodendenkmals in die Denkmalliste der Gemeinde Herscheid ist nicht erfolgt.

Eine schriftliche Quelle von der Däumer1 berichtet, könnte gut mit dem C14-Datum verknüpft werden:
1513, November (up dach Andree apostoli) Gobbel up der Bushoe und Ehefrau Mettem, wohnhaft im Kirchspiel Meinerzhagen, verheiraten ihren Sohn Hans mit Engel , Tochter vur dem Boeme im Kirchspiel Lüdenscheid und überlassen ihnen als Brautschatz den 4. Teil des ganzen Erbhofes zu Stuppelinchusen und den 4. Teil der Gasmert, gelegen im Kirchspiel Herschede. - Hierbei tätig als "winkops- und delingslüde" u.a. "Hensken van Hervel".

 

 

 

 


1Wilhelm Däumer, Geschichte der Gemeinde Herscheid, Verlag Süderländer Tageblatt, Plettenberg 1958 Seite 147