Sport

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Wie alles begann

Meine sportliche Karriere ließ sich nicht unbedingt vorhersagen. Bei den Bundesjugendspielen der Schulen reichte es bei mir gerade mal zur Siegerurkunde. Meine Schwester Hildegard hingegen kam immer mit einer Urkunde des Bundespräsidenten nach Hause. Ich war für mein Alter bereits relativ groß kräftig und brachte ein stattliches Gewicht auf die Waage. Was ich vor den Wettkämpfen auch unternahm, z.B. hungern um mein Gewicht zu verringern, es wollte alles einfach nicht klappen. Meine Körpergröße und mein Körpergewicht waren dabei im Wege, größere sportliche Leistungen zu erbringen und mich mit höherwertigeren Siegerurkunden ehren zu lassen.

Start im Handball

Zu meiner Jugendzeit war der TuS Lintfort über Jahre eine Größe im Feldhandball. Deutsche Meistertitel wurden gewonnen. Es war deshalb selbstverständlich, dass alle Jungen vom Bazillus Feldhandball angesteckt wurden. Wir hatten deshalb viele Handball-Schülermannschaften. Also begann ich 1954 Handball zu spielen. Die Mannschaft, in der ich spielte, war recht erfolgreich. Doch nach einiger Zeit ließ bei einigen Kameraden die Begeisterung nach, war das Spiel über das ganze Fußballfeld doch sehr anstrengend.
Bald fuhren wir mit nur noch 9 von 11 Spielern zu unseren Spielen. Das machte keine Freude mehr. Ich hörte im "zarten" Alter von 16 Jahren mit dieser Sportart auf.

Egon RetzlaffOtto MarmullaHartmut SüselbeckHans-Egbert RöckenHelmut TepeschHorst SiepmannJosef GiesingRichard StanislowskiRolf van Os

Als Handballspieler Im Dress des TuS Lintfort um 1955, Blau-Weiß waren unsere Farben.

Jugendmannschaft des TuS Lintfort Mitte der 50-er Jahre. Ich war, wie man sehen kann,der Größte im
Kreise meiner Mitspieler.

Schwester als Initiator

Meine Schwester hatte in der Zwischenzeit in ihrem Arbeitskollegen Peter (Pit) Kaspers, einem erfolgreichen Speerwerfer und Fünfkämpfer, einen Trainer gefunden, der sie für das Speerwerfen begeistern konnte. Schon im Ballwerfen hatte sie die gleichaltrigen Mädchen weit hinter sich gelassen. Sie konnte sich schnell im Landesverband Niederrhein einen Namen machen. Leider kam die deutsche Schülermeisterin in ihrer Altersklasse vom gleichen Verband. Immer nur zweiter Sieger zu werden war nicht "ihr Ding". Durch Pit kam ich dann mit 19 Jahren zur Leichtathletik. Natürlich sollte ich, wie er selbst, Speerwerfer werden. Doch nach wenigen Trainingswochen war klar, dass aus mir kein erfolgreicher Speerwerfer werden würde. Die Drehbewegungen beim Diskuswerfen lagen mir mehr.

Diskuswerfen hat was

Hans Egbert RöckenPit KaspersHeinz Gülich

Bei Pit machte sich Ratlosigkeit breit. Im Fünfkampf gab es ja auch noch das Diskuswerfen. Das war zwar nicht gerade Pits Paradedisziplin, aber für die Vermittlung der notwendigen Grundlagen reichte es aus. Dann ließ er mich mit dem Diskus allein. Hartnäckigkeit ist schon immer eine meiner Stärken gewesen. So sah man mich stundenlang, auf dem Sportplatz auf und ab, allein das Diskuswerfen üben. Bereits nach kurzer Zeit wusste ich: das ist meine Disziplin.

1961 erstmals Diskus Kreismeister des Kreises Moers in Meerbeck

 

Großes Trainervorbild

Fritz Mühle, *31.05.1917 aus Repelen, Kreis Moers, Sportlehrer und Nationaltrainer der deutschen Weitspringer und Staffellläufer, war damals auch unser Vereinstrainer beim TuS Lintfort. Er vermittelte eine vielseitige Ausbildung in den leichtathletischen Disziplinen. So ist es nicht verwunderlich, dass ich am 08./09.10.1960 in Rheinhausen sogar einen Zehnkampf absolvierte.
Fritz Mühle war über Jahrzehnte einer der weltbesten Sprinter seiner Altersklasse. Für mich ist es auch heute noch eine große Freude, mich an seinen ästhetischen Laufstil zu erinnern. Er war sportlich und menschlich ein Vorbild. 2005 musste ich erfahren, dass er sich nach der Senioren Weltmeisterschaft auf Puerto Rico, der kleinsten Insel der Großen Antillen, zwei Operationen unterziehen musste. Danach hat er die Spikes an den berühmten "Nagel" gehängt. Optimistisch wie immer hat er im Tennis ein weiteres sportliches Betätigungsfeld. Wie ich erst jetzt von ihm erfahren habe, hat ihn meine Teilnahme bei dem Weltmeisterschaften auf New Zeeland dazu inspiriert, ebenfalls aktiv an Senioren-Meisterschaften teilzunehmen. Fritz Mühle verstarb am 27.01.2014 im Alter von 96 Jahren.

 

Sportplakette NRW

Mein ehemaliger Kollege bei der Stadtverwaltung Lüdenscheid, Dieter Saal, seinerzeit Archivar der Stadt Lüdenscheid, ist seit den1960er-Jahren ein treuer Fan von mir. Er hat 2008 den Antrag für die Verleihung der Sportplakette des Landes Nordrhein-Westfalen an mich auf den Weg gebracht und sich hierfür mit Energie und Erfolg eingesetzt.
Weder meine Vereine, noch der Gemeindesportverband und schon garnicht der FLVW sind auf die Idee gekommen, mich für eine derart hohe Ehrung vorzuschlagen.
2009 verlieh mir der NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers die beantragte Sportplakette. Da ich am Verleihungstag in Dänemark weilte, konnte ich die Plakette nicht in Empfang nehmen.
So dauerte es noch bis zum 22. Mai 2011, bis ich im Düsseldorfer Capitol-Theater die Sportplakette von der Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen, Frau Ute Schäfer, überreicht bekam. Die großformatige Sportplakette wurde mit einer Urkunde sowie einer kleineren Plakette verliehen, welche die Ministerin den Geehrten am Jackett anbrachte. In Begleitung meiner Frau, Dieter Saal und Herscheid's Bürgermeister Uwe Schmalenbach, der als Chaffeur agierte, erlebten wir eine sehr gelungene und anspruchsvolle Feier, bei der die Ministerin für jeden der Geehrten persönliche Worte fand. Insgesamt 16 verdiente Funktionäre und Sportler wurden geehrt. Leider war nur eine Frau unter den Geehrten.

 

 

 
(C) Foto: Andrea Bowinkelmann