Die Mittelsteinzeit
Es ist ein
phantastisches Gefühl, wenn man ein Artefakt von einem Acker
aufliest, von dem man gleich weiss, dass es zum Inventar der
Mittelsteinzeit gehört und deshalb in der Zeit vor 7 000 bis
10.000 Jahren von Menschen bearbeitet wurde.
Nachdem ich während
unserer Ferienaufenthalte in Dänemark einige Artefakte
aufgelesen hatte, interessierten mich die Verhältnisse in meiner
Wahlheimat Lüdenscheid und ab 1979 Herscheid. Hier ist es
ungleich schwerer als in Dänemark, fündig zu werden, da
große Bereiche nicht unter dem Pflug sind. Dies ist bei der
Kleinheit der Artefakte, man spricht ja auch von Mikroliten, aber von
ausschlaggebender Bedeutung. Nur auf gepflügten Flächen ist
eine Suche möglich.
Lüdenscheid
Angeregt durch die Arbeiten von Dr. Manfred Sönnecken1, Lüdenscheid, begann ich bei meiner Vermessungstätigkeit etwa ab 1970 auch einen Blick auf den Boden zu werfen, um besonders im Frühjahr auf gepflügten Ackerflächen Artefakte aus Feuerstein und Kieselschiefer zu finden oder Plätze ausfindig zu machen, auf denen sich eine Suche lohnen könnte. Insbesondere wenn man in unserem Gebiet Feuerstein findet, kann man ganz sicher sein, dass es sich um Material handelt, welches von ausserhalb hierhin verbracht worden ist. Die nächsten Fundstellen sind in den Schottern der Ruhr zu finden.
Dr. Sönnecken konnte bei seinen Forschungen nachweisen, dass bestimmte topografische Verhältnisse z.Bsp. Kimmenlagen besonders gern von den Jägern und Sammlern aufgesucht wurden.
So
kann ich mich noch sehr gut daran erinnern, wie ich von einem
Trigonometrischen Punkt aus, auf dem ich gerade Messungen
durchführte, den Rastplatz An der Egge2
bei Lüdenscheid/Dünnebrett entdeckte. Die topografische
Lage war günstig für einen Rastplatz und ich sagte zu
meinen Helfern, dass wir dort in der Mulde Spuren von Menschen aus
der Steinzeit finden werden. Das Gelächter war groß. In
der Mittagspause brauchte ich nicht einmal 10 Minuten um das erste
Stück Feuerstein zu finden. Nun war die Begeisterung groß,
und manche Mittagspause wurde gemeinsam der Suche nach Artefakten
geopfert.
Herscheid
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Seit 1979 ist es mir gelungen mehr als 10 Fundplätze aus dem Mittelneolitikum in der Gemeinde Herscheid zu entdecken. Die Lage der Fundorte ist mit den Entdeckungen von Dr. Sönnecken vergleichbar. Meist
sind auch hier Kimmenlagen mit weiter Aussicht bevorzugte
Aufenthaltsorte gewesen. |
Mittelsteinzeitliches Fundinventar aus Freuerstein und Kieselschiefer vom Rahlenberg Herscheid |
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Jungsteinzeit
Herscheid
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Nach
langjähriger Suche in Herscheid ist es mir endlich gelungen
den ersten jungsteinzeitlichen Fund zu bergen. Es ist eine
Dechselklinge die aus einer Feuersteinklinge gefertigt wurde. Der
verwendete Rijckholt-Feuerstein
sagt etwas über die Handelsverbindungen aus, da dieser
Feuerstein örtlich nicht vorkommt, sondern in der Nähe
von Maastricht an der Maas zu finden ist. Die Entfernung zum
Fundort des Feuersteins ist ca. 200km. |
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1M.Sönnecken:Funde
aus der Mittel-Steinzeit im Märkischen Sauerland, Balve 1985
2M.Sönnecken:Funde
aus der Mittel-Steinzeit im Märkischen Sauerland, Balve 1985, Seite 46,47
Tafel XXVII,16
3J.Weiner,
Neolithische Dechselklingen aus Feuersteingrundformen? Anmerkungen zu einem
kaum beachteten, einzigartigen Gerätetyp. In: E. Ciesla/T. Kersting/S.Pratsch
(Hrsg.), Den Bogen spannen ... Festschr. Bernhard Gramsch 2. Beitr. Ur- u. Frühgesch.
Mitteleuropa 20 (Weißbach 1999) 353-372
4Michael
Baales und Jürgen Weiner, Eine Jungneolithische Dechselklinge aus Feuerstein
von Herscheid, Märkischer Kreis (Westfalen) In: Arch. Korrbl. Jahrgang
35-2005-Heft 3, 317-321